Trotz politischen Handlungsdrucks und unbezweifelten gesellschaftlichen Nutzens wurde Verkehrserziehung in (West-)Deutschland nie eigenständiges Schulfach. Warum eigentlich nicht? Diese Frage versucht mein Beitrag im jüngst erschienenen Sammelband zur Geschichte des Fachunterrichts zu klären. Abgesehen von Fragen nach Fach und Fachlichkeit war die jahrzehntelange Auseinandersetzung um Schulfach oder Unterrichtsprinzip auch ein Musterbeispiel für die Handlungsspielräume und Einflussmöglichkeiten von Verkehrspolitik und Schulpolitik, von Bund und Ländern im Bildungsföderalismus sowie für die Schwierigkeiten, sich schul- und bildungspolitisch auf neue gesellschaftliche und technologische Herausforderungen einzustellen.
Der von Josefine Wähler, Marco Lorenz, Sabine Reh und Joachim Scholz herausgegebene Band betrachtet aus einer praxeologischen Perspektive die historische Dynamik um Entstehung, Organisation und Transformation von Schulfächern. Er enthält weitere hochinteressante Beiträge, etwa zum Computerunterricht in der DDR, zu Schulgärten oder den Debatten um die Einführung eines Ethikunterrichts. Verfügbar als Open Access!
Verfachlichung ohne Fach. Die Debatte um den schulischen Ort von Verkehrserziehung in (West-)Deutschland 1925-1975, in: Josefine Wähler / Marco Lorenz / Sabine Reh et al.
(Hg.): Fachunterrichtsgeschichten. Studien zur Geschichte der Praxis des Fachunterrichts, Bad Heilbrunn 2024, S. 115-135, DOI: https://doi.org/10.25656/01:30109.